Unterwegs auf der CXI 2022

Anstelle von unwitzigen Jokes über die Nicht-Existenz Bielefelds, droppen wir an dieser Stelle ein paar Facts, mit denen ihr beim nächsten Bielefelder Local auf jeden Fall punkten könnt – here we go: Bielefeld ist mit über 300.000 Einwohnern, die größte Stadt in der Region Ostwestfalen-Lippe, unterhält seit 1958 eine Städtepartnerschaft mit der Nordirischen Stadt Enniskillen und ist Geburtsort von Scherzkeks und Formel Eins Legende Ingolf Lück. Alles klar?

Bielefeld ist aber auch Veranstaltungsort der größten Corporate- und Brand Identity Konferenz Europas (ja, Europas!), der CXI-Konferenz. Seit 2015 findet das Format, das von der FH-Bielefeld organisiert wird, jedes Jahr im Lokschuppen statt (der übrigens wenig mit einem Schuppen zu tun hat). Zwar ist die historische Location im Industriegebiet nicht besonders schön gelegen, dafür aber vom Bahnhof aus, gut zu Fuß zu erreichen. Und weil Team neoneo nicht nur für pfiffige Ideen, sondern auch für eine sporty attitude bekannt ist, haben wir die 30 Minuten-Challenge, ohne lange fackeln, direkt angenommen.

CXI: Bielefeld

Talk 1 startete um 10.00 Uhr – bevor wir aber deep eintauchen, hier noch ein oder zwei Sätze zur CXI, bzw. der Idee hinter dem Format:

Personen aus Agenturen und Unternehmen stehen hier gemeinsam auf der Bühne und referieren über die verschiedenen Aspekte ihrer Zusammenarbeit, anhand eines ausgewählten Projekts. Das ist mitunter wirklich spannend, weil man als Zuschauer:in Einblicke aus beiden Perspektiven bekommt. Wer sich also schon immer gefragt hat, wie genau eine Marke entsteht, wie die Prozesse dahinter funktionieren und was für Probleme dabei entstehen können, der sollte sich für 2023 schon mal den 26.5. bookmarken.

Das Onboarding war ziemlich schnell erledigt (s. Pro-Tipp I). Noch schnell ein paar Goodies für umme abgreifen und anschließend einen freien Platz im Saal suchen.

Aber auch weiter hinten ließ es sich ganz gut aushalten. Die Luft im Saal war ähnlich erfrischend, wie das kompakte Intro von rbb Journalistin Julia Vismann und um kurz nach zehn ging es dann mit dem ersten Talk (von fünf) endlich los.

Wir könnten jetzt versuchen jeden Slot minutiös zu rezitieren, denn (Achtung Spoiler!) sie wären es auf jeden Fall wert. Stattdessen hoffen wir lieber darauf, dass die Vorträge zeitnah auf YouTube oder Vimeo landen und geben euch an dieser Stelle nur einen kurzen Abriss der einzelnen Talks – los geht's!

#1: Telekom X MetaDesign

Trotz Business Kontext und aller Vorbehalte gegenüber großen Konzernen, war gleich der erste Talk überraschend interessant. Brand Manager Alexander Engelhardt und MetaDesign CD Hendrik Bruning berichteten von der Weiterentwicklung des globalen Markenauftritts der Telekom. Dabei ging es um das neu entwickelte "Liquid Design System", einem unerwartet flexiblen Gestaltungsansatz, der so gar nicht zu den sonstigen engmaschigen CD Konventionen großer Konzerne passt. Chapeau!

#2: Berliner Philharmoniker X Studio Oliver Helfrich/Cecilia Martin

Dramaturgisch waren die Themen Musik & Kultur, als Nachfolger und im Kontrast zum eher businesslastigen ersten Talk, eine gute Idee. Diesmal auf Englisch, stand das Tagteam Helfrich/Martin auf der Bühne – verantwortlich für das aktuelle Branding der Berliner Philharmoniker. Obwohl die Gestaltung sehr nachvollziehbar hergeleitet und auch das Thema sympathisch und unterhaltsam war, war der Vortrag (aus meiner Sicht) der schwächste an diesem Tag. Das kann daran gelegen haben, dass hier keiner der Philharmoniker anwesend war, oder aber an der englischen Präsentation? Vielleicht aber auch nur, weil ich zwischendurch einen Kaffee holen war …

#3: Atruvia X KMS Team/VIM Group

Den Feuilleton hinter uns gelassen ging es (schon langsam hungrig) in die dritte Runde. Endlich wieder Business und Konzernluft atmen! Dazu stand Maika-Alexander Stangenberg von der Atruivia AG aus Karlsruhe, zusammen mit Simon Betsch von KMS Team und John Bache von der VIM Group auf der Bühne. Auch hier ging es um die strategische Neuausrichtung der Marke, inkl. neuem Namen. Interessant war hierbei vor allem, die Sicht auf den Prozess aus Business-Sicht und die unterhaltsame, anekdotische Präsentation.

Mahlzeit! 😋

Aber auch darüber kann man entspannt hinwegsehen, wenn man es um 13.00 Uhr erstmal zum großen Lunchbreak geschafft hat. Das obligatorische Reis-Curry (strictly vegan) war sehr okay und man hätte sich theoretisch auch mehrmals anstellen können. Das war aber nicht wirklich nötig, das restliche Hungergefühl ließ sich auch mit der gut sortierten Obst-Flat wegregeln.

Nach einem schnellen Espresso in der Sonne (Vollautomat, nicht gratis), auf dem weitläufigen Außengelände, ging es dann um 14.00 Uhr pünktlich weiter.

#4: GRIPS Theater X formdusche

Und schon wieder Kultur … Ehrlicherweise war uns das GRIPS Theater aus Berlin bis hierher kein Begriff. Das sehr weltoffene Kinder- und Jugendtheater gibt es seit 1969 und erinnert vom Vibe an irgendetwas zwischen Waldorfschule und Sesamstrasse (im ganz positiven Sinne). Vorgestellt wurde das neu entwickelte CD des Theaters von PR Leiterin Katja Bahadori vom GRIPS und Svenja von Döhlen von der formdusche, die in ihrem sehr charmanten Talk wunderbar miteinander harmoniert haben. Die Dynamik zwischen den beiden hat sehr deutlich gezeigt das der Prozess für alle Beteiligten ein echtes Herzensprojekt gewesen ist. ❤️

#5: mousesports X EIGA

15.00 Uhr – final Stage. These: Für viele im Saal war der letzte Beitrag inhaltlich eher Neuland: Es ging um esports – ja so schreibt man das, zusammen und ganz ohne irgendwelche trennenden Satzzeichen. Aber der Reihe nach. Zunächst hat uns Gia Tien Ho, Head of Marketing bei mousesports, mit eindrucksvollen Bildern und Zahlen aus dem esports Universum abgeholt. Zu erfahren, wie krass gigantisch dieser Markt ist, um was für Mega Budgets es hier geht und wie unfassbar riesig die Community dahinter ist, war wirklich beeindruckend. Aber genug der Superlativen. mousesports, im folgenden “Mouz”, ist der erfolgreichste deutsche esports Verein und eines der traditionsreichsten professionellen Gaming-Teams weltweit.

Um was es aber eigentlich ging, wurde uns von Henning Otto von der Branding-Agentur EIGA aus Hamburg erklärt, nämlich das CD von Mouz, das in der Form seit über 20 Jahren existierte, radikal zu erneuern und zu überarbeiten. Und obwohl das Thema esports für uns ebenso neu wie fremdartig war, stellte sich der Beitrag der beiden, als einer der spannendsten heraus. Das lag nicht nur am fertigen Ergebnis, dem (sehr gelungenen) neuen Markenbild, sondern auch (wieder einmal) an der sehr nachvollziehbaren Herleitung und der gelungenen Präsentation der beiden. Ob es demnächst ein Neoskop Profi CS-Team geben wird, können wir an dieser Stelle noch nicht versprechen, zumindest wissen wir aber wie man esports richtig schreibt – merci!

Um 16.00 Uhr war es dann auch schon wieder vorbei. Dank Flex-Ticket hatten wir noch ein bisschen Zeit für Limos und Bierchen, bevor wir zum Zweiten Mal die 30-Minuten Challenge zum Bahnhof antreten mussten.

CU nächstes Jahr! ✌️

Bestimmt konnte man es hier und da herauslesen, die CXI in Bielefeld ist wirklich eine tolle Veranstaltung. Die überschaubare Größe hat auf jeden Fall seine Vorteile, z.B. das es bei den einzügigen Talks, keine parallelen Slots gibt, zwischen denen man sich im Zweifelsfall entscheiden muss. Das Line-Up auf der Bühne war durchweg gut und die Insights auf Prozesse, aus Kunden- und Agentur Perspektive, abwechslungsreich und unterhaltsam inszeniert. Der diverse Mix aus kulturschaffenden Einrichtungen und großen Konzernen, hat die Veranstaltung um ein paar weitere Perspektiven bereichert.

Apropos Bereichern: Zwar wirkte das diesjährige Motto “be clear, be bold” ein klein bisschen generisch, machte sich aber ausgesprochen gut auf den Goodie Bags, die man zusammen mit den sehr hübsch produzierten Notizbüchern von Slanted abgreifen konnte.

Alles in allem: Die CXI hat gezeigt, dass es nicht nur die ganz großen Player im Konferenz Game gibt, für die man nach Berlin oder Hamburg fahren muss. Es braucht auch keine Superstars, die auf 10 Bühnen gleichzeitig performen. Es reicht anscheinend schon, wenn man sich auf ein paar wesentliche Features konzentriert und die dann einfach mit viel Liebe zum Detail umsetzt.

Well played, Bielefeld – wir sehen uns in 2023!